Ärger um Gemeindebrief

Nachricht Nordstemmen, 04. Mai 2021

Die beiden Superintendenten und der Kirchenvorstand distanzieren sich von Äußerungen des Nordstemmer Pastors

Die beiden Superintendenten im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld,  Christian Castel und Katharina Henking, distanzieren sich von Äußerungen des Nordstemmer Pastors Marcus Piehl. Der evangelische Geistliche der St. Johannis-Gemeinde hatte im Gemeindebrief homophobe Gedanken verbreitet und unter anderem jedes Familienbild, das nicht dem klassischen Vater-Mutter-Kind-Bild entspricht, als falsch und Ursache für viele psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen dargestellt. Diese Äußerungen entsprächen in keiner Weise der theologischen und persönlichen Haltung der beiden Superintendenten. Christian Castel: ”Ich habe heute ausführlich mit Pastor Marcus Piehl über dessen Veröffentlichung im jüngsten Gemeindebrief der St.-Johannis-Kirchengemeinde Nordstemmen sprechen können.Pastor Piehl wird sich in den nächsten Tagen in einer persönlichen Erklärung äußern. Uns allen ist daran gelegen, die entstandenen Verletzungen zu heilen. Dazu wird es weitere Gespräche zwischen Pastor Piehl, mir als Dienstvorgesetzten und der Landeskirche geben. Mir ist es ein großes Anliegen, in den kommenden Tagen mit dem Kirchenvorstand und der Kirchengemeinde insgesamt ins Gespräch zu kommen. Unstrittig ist, dass die Positionen, die Pastor Piehl im Gemeindebrief geäußert hat, für uns als Kirche untragbar sind.“

Am Donnerstag ist auch der Kirchenvorstand auf Distanz gegangen. In einem Statement heißt es:

„Der Kirchenvorstand der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Johannis in Nordstemmen steht zu seiner Verantwortung als Herausgeber des Gemeindebriefes. Wir haben den Artikel „Auf ein Wort“ von Pastor Marcus Piehl in der Gemeindebriefausgabe für Mai/Juli als dessen persönliche Meinung eingeordnet.

Wir nehmen allerdings wahr, dass seine Aussagen als Haltung der Gemeinde verstanden werden können. Unser bisheriges Vorgehen betrachten wir heute daher als Fehler und bitten hierfür um Entschuldigung. Wir bitten im Interesse aller, auf sachlicher Ebene über Inhalt und Verbreitung des Artikels ins Gespräch zu kommen.

Wir als Kirchenvorstand distanzieren uns in aller Form von dem in Rede stehenden Artikel und seinen Aussagen; diese stehen nach unserer Auffassung in klarem Widerspruch zu unserem Leitbild als Kirchengemeinde. Wir bedauern aufrichtig alle entstandenen Verletzungen. In unserer außerordentlichen Kirchenvorstandssitzung am 06.05.2021 wurde darüber ein einstimmiger Beschluss der Anwesenden gefasst. Wir heißen alle Menschen ohne Ansehen ihres Geschlechts in der Kirche willkommen und wir sprechen uns gegen jede Form von Diskriminierung aus."

Auch die Landeskirche hat bereits Stellung zu dem Fall bezogen. Aus ihrer Sicht enthalte der Gemeindebriefartikel von Pastor Marcus Piehl grundlegend falsche und gefährliche Positionen. Darüber werde es zeitnah Gespräche mit ihm geben. „Die Landeskirche Hannovers setzt sich ohne Ausnahme klar gegen jede Form von Diskriminierung ein. Wir heißen alle Menschen ohne Ansehen ihres Geschlechts in der Kirche willkommen“, sagte Pressesprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Peter Rütters