Christian Castel wählt die Ausfahrt

Nachricht Elze, 28. August 2022

Der Superintendent wird in Elze mit einem Festgottesdienst verabschiedet

Elze. In einem musikalischen Festgottesdienst ist am Sonntag Christian Castel als Superintendent im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld in der Peter-und-Paul Kirche verabschiedet worden. Der Geistliche wirkte zunächst rund 18 Jahre als Pastor in Ahrbergen, bevor er 2005 als Superintendent nach Elze wechselte: „Ich setze nach 35 Jahren den Blinker und wähle die Ausfahrt“, sagte Castel in seiner letzten Predigt als Superintendent.

Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder bezeichnete den 64-Jährigen als einen Mann, dem der ökumenische Gedanke stets ein großes Anliegen gewesen sei. In den Jahren seines Wirkens habe die Kirche auch auf dem Land eine „Transformation sondergleichen“ erlebt, in der sich Christian Castel als ein wichtiger Superintendent mit großer Souveränität erwiesen habe. So habe er die Fusion der Kirchenkreise und der Kirchenämter vorangetrieben und mit seiner Amtskollegin Katharina Henking ein völlig neues Leitungsmodell an der Spitze des Kirchenkreises geschaffen: „Das war eine große Herausforderung für beide“, sagte die Regionalbischöfin.

Obwohl die Arbeit eines Superintendenten oftmals im Verborgenen bleibe, sei Christian Castel in seinem Herzen immer Pastor geblieben: „Das ist zu spüren, wenn er singt“, sagte Dr. Adelheid Ruck-Schröder über den leidenschaftlichen Sänger und Musiker. Schon mit 13 Jahren war der gebürtige Peiner in die dortige Kantorei eingetreten. Im Studium sang er erst in Göttingen, später dann in Basel, bekam dort als talentierter Chortenor Einzelunterricht. Und seit fast 40 Jahren ist er Mitglied der Michaeliskantorei in Hildesheim. Während seiner Zeit in Ahrbergen gründete er den noch heute bestehenden Gospelchor „A Kapella“. Schon damals war ihm wichtig, dass auch die Popularmusik einen Platz im musikalischen Leben der Kirche haben muss. Im Ruhestand möchte er nach mehrjähriger Pause sein Cello-Spiel wieder aktivieren. Die Regionalbischöfin danke auch seiner Ehefrau Hella Castel, die als Chorleiterin und bei Chorfreizeiten ebenfalls Kirche mitgestaltet habe.

Von einem „wahren Festgottesdienst“ sprach Superintendentin Katharina Henking. Denn die Musik nahm einen breiten Raum während der Verabschiedung ein. Immer wieder gab es Beifall für den Projektchor unter der Leitung der Kirchenkreismusikdirektorin Angelika Rau-Čulo sowie für die Kirchenkreiskantorin Hanna Jursch, die während ihrer mitreißenden Einlagen von Viktoria Bach und Andreas Hülsemann am Klavier begleitet wurde. Der herzlichste Beifall blieb freilich Christian Castel vorbehalten. Nach der Entpflichtung aus dem Amt gab es für ihn in der Peter-und-Paul-Kirche stehende Ovationen. Peter Rütters

Zahlreiche Grußworte

Elzes Bürgermeister Wolfgang Schurrmann dankte Christian Castel für die harmonische Zusammenarbeit auf Augenhöhe: „Wir konnten und ins vielen Bereichen aufeinander verlassen. Vergessen Sie Elze nicht.“

Die niedersächsische Landtagsabgeordnete Laura Hopmann (CDU) lobte Christian Castel für seine „Entwichtigung“. Auch die Politik könne davon lernen, sich nicht als unersetzlich zu erachten, loszulassen und Wissen weiterzugeben. Castel habe viele notwendige und anstrengende Prozesse begleitet. „Ihre Haltung hat einen Vorbildcharakter für Entscheidungsträger.“

Ein Superintendent und Pastor zum Anfassen und ein guter Ratgeber sei Christian Castel gewesen, der auch immer die Weltlage kritisch mitbetrachtet habe, so Nicole Baumgarten-Müller von der Peter-und-Paul-Stiftung in ihrem Grußwort. Schwierige Zeiten hätten ihn immer wieder herausgefordert. „Du wirst uns sehr fehlen und bist uns jederzeit herzlich willkommen.

Hildesheims Superintendent Mirko Peisert verabschiedete Christian Castel aus dem Kreis der Ephoren, der Superintendentinnen und Superintendenten des Sprengels Hildesheim-Göttingen. Castel habe der kollegialen Runde stets Tipps für gutes Essen und Wein gegeben. „Du wärst sicherlich kein leichtfüßiger Weißwein, sondern ein Rotwein mit Volumen.“ Ruhe, Gelassen- und Verlässlichkeit hätten Castel ausgezeichnet.

Der Jugenddienst des Kirchenkreises verabschiedete Christian Castel schließlich mit dem bekannten Badewannen-Loriot-Sketch, bei dem der nun ehemalige Superintendent selbst mit in der Badewanne saß.

Der Vorsitzende der Kirchenkreissynode Hermann Reinhold lobte Castel als guten Kapitän des Kirchenkreises, der einen guten Kurs gefahren und die Mannschaft zusammengehalten habe – auch in stürmischen Zeiten. Nach der Fusion seien beide Steuerräder gut miteinander verbunden gewesen: „Adieu, lieber guter Kapitän Christian.“

Christian Castel bedankte sich im Anschluss an die Grußworte. Der Abschied sei „in Zeiten wie diesen auch Erleichterung.“ Aber er wisse den Kirchenkreis bei Katharina Henking in guten Händen. Dennoch würden ihm die vielen guten Gespräche und die Zusammenarbeit sicherlich fehlen. In den mehr als 17 Jahren sei sicherlich nicht alles perfekt gewesen, vielleicht habe er sich auch mal im Ton vergriffen – und dennoch sei er berührt, dass so viele ihn heute in den Ruhestand begleiten. Seiner Sekretärin Sabine Reich-Meyer, Superintendentin Katharina Henking und seiner Frau Hella dankte Christian Castel besonders.