Ein Klang, der begeistert

Nachricht Marienhagen, 14. Oktober 2022

Die Orgel des Monats Oktober steht in Marienhagen

Marienhagen. Der strahlende Klang ist es, der Gudrun Bosman begeistert. „Kräftige Prinzipale und sanfte Flöten – typisch für eine Furtwängler-Orgel – einfach wunderschön“. Begeistert zeigt sich auch die Stiftung Orgelklang aus Hannover.  Sie kürte das Instrument zur Orgel des Monats Oktober 2022.

Als klar wurde, dass die Orgel in der Marienkirche saniert werden musste, zögerte die langjährige Chorleiterin der Kirchengemeinde nicht. Sie brachte die Instandsetzungspläne ins Rollen und begleitete das Projekt auch und gerade in der Zeit, in der die Pfarrstelle vakant war. „Natürlich möchte ich selbst auch gern an einem schönen Instrument spielen“, sagt sie ohne Umschweife. Profitiert von Bosmans Initiative haben neben der seit wenigen Wochen amtierenden neuen Pastorin aber natürlich auch alle Besucherinnen und Besucher der Marienkirche. Seit dem Konfirmationsgottesdienst im Mai ist die denkmalgeschützte Orgel wieder im Einsatz.

Philipp Furtwängler - ein entfernter Vorfahr der bundesweit bekannten Schauspielerin Maria Furtwängler - schuf die Orgel in Marienhagen im Jahr 1857 gemeinsam mit einem seiner Söhne. Nach einer Ausbildung zum Uhrmacher hatte er sich alle nötigen Kenntnisse zum Orgelbau selbst beigebracht und eine Fabrik für Uhren und Orgeln gegründet. Seine erste „Königin“ fertigte er 1839, Mitte der 1850er Jahre beschäftigte er 15 Arbeitskräfte, drei bis fünf Orgeln und etwa sieben Turm- und Bahnhofsuhren verließen jährlich die Furtwängler-Werkstatt.

Neben Marienhagen gibt es eine weitere Furtwängler-Orgel im Nachbarort Hoyershausen: „Die wurde zuerst saniert“, berichtet Gudrun Bosman. Dann war das Opus in Marienhagen an der Reihe: Schimmel und Holzwürmer mussten entfernt werden, die Traktur reguliert, und es wurde eine neue Windversorgung mit einem neuen Motor eingebaut. Fast alle Pfeifen transportierten die Orgelbauer zur Reinigung in die Werkstatt, berichtet die Chorleiterin. Einige davon mussten durch das Anlöten eines Metallrings stabilisiert werden, da sie im oberen Bereich durch Handgriffe zur Intonation brüchig geworden waren.

Rund 33.000 Euro hat die Instandsetzung des denkmalgeschützten Instruments gekostet. Konzerte oder Feste, deren Erlöse für die Sanierung hätten verwendet werden können, waren geplant, konnten der Pandemie wegen aber auch in Marienhagen nicht stattfinden, bedauert Bosman. Aber: „Es gibt im Ort spendenfreudige Menschen“. Die entsprechenden Aufrufe im Gemeindebrief haben genügt, die Eigenmittel für die Sanierung kamen zusammen. Finanzielle Unterstützung gab es von der Landeskirche, dem Kirchenkreis Hildesheimer-Land-Alfeld, der Klosterkammer Hannover, der VR-Stiftung Volks- und Raiffeisenbanken Norddeutschlands, der Stiftung Orgelklang sowie der Kirchenstiftung miteinanderfüreinander.

Nicht nur in den Gottesdiensten in der Marienkirche kann die Furtwängler-Orgel jetzt wieder glänzen. Besonders freut sich Gudrun Bosman auf die „Orgelentdeckertage“ in diesem Monat. Den Auftakt machte jetzt ein Orgelmärchen, das in der gut besuchten Kirche Kinder als auch viele Erwachsene begeisterte. Dabei gab es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Gemeindepastor Lars Röser-Israel, der für den erkrankten Lars Schwarze eingesprungen war. Als Orgel-Duo präsentierten Röser-Israel und Marion Krall die ganze Bandbreite des Instruments, zogen dabei buchstäblich alle Register. Es wurde gesungen, getanzt und gelauscht. Sehr zur Freude von Gudrun Bosman: „Mit den Orgelentdeckertagen wollen ja das Interesse für den Nachwuchs wecken“. Peter Rütters