Ein treuer Begleiter geht

Grünenplan. Für Pastor Herwart Argow war es ein hoch emotionaler Moment. In der voll besetzten Kirche in Grünenplan hielt er am Sonntag seine letzte Predigt, blickte in bewegenden Worten auf seine Amtszeit zurück, ehe er von Superintendentin Katharina Henking in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Alles fing für Herwart Argow mit seinem Konfirmationsspruch an: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Ein Satz, der ihn im Laufe des Berufslebens ständig begleitete. Besonders in seiner Zeit als Militärpastor, die ihn in lebensbedrohliche Situationen im Kosowo und Afghanistan führen sollte.

Eine ganz andere Bedeutung erhielt der Satz für ihn nach seinem Amtsantritt als Pastor in Grünenplan im Jahr 2012. Herwart Argow erinnerte an die vielen Krisen während seiner zwölfjährigen Amtszeit, nannte den Flüchtlingszustrom 2015, die Corona-Pandemie und zuletzt den Krieg in der Ukraine. Gemeinsam habe man diese schwierigen Zeiten gemeistert. Deshalb wolle er auch bei seiner Verabschiedung den Menschen Mut machen: „Wir müssen in Krisen durchatmen und dürfen nicht der Angst anheimfallen.“

Mit persönlichen Worten bedankte sich Superintendentin Katharina Henking für das Wirken des 65-jährigen Pastors. Sie bezeichnete Herwart Argow als einen Pastor, der mitten im Vereinsleben des Ortes stehe und sich dort politisch engagiere. Er sei eigenwillig und streitbar, trage das Herz auf der Zunge, erreiche aber auch die Herzen der Menschen. Davon zeugte eindrucksvoll ein Brief, der die Superintendentin aus dem hiesigen Seniorenzentrum Köhlergrund erreichte. Darin heißt es: „Pastor Argow hat unsere Bewohner in ihrer letzten Lebensphase liebevoll mit Seelsorge betreut. Seine monatliche Plauderstunde genießen unsere Bewohner. Mit Pastor Argow verlieren wir einen treuen Begleiter und sind von Herzen dankbar für die gemeinsame Zeit.“ Nach den Worten der Superintendentin sei diese liebevolle Wertschätzung ein persönlicher Erntedankkorb für Herwart Argow.

Nach der Verabschiedung des Pastors müssten sich die Kirchengemeinden Grünenplan und Am Reuberg angesichts des pastoralen Fachkräftemangels auf eine lange Vakanzzeit einstellen. Doch es werde keine Leere geben, da es vor Ort viele engagierte Mitarbeitende und Kirchenvorstände gebe, denen das kirchliche Leben am Herzen liege.

Pastoral kommen die Gemeinden nach den Worten von Katharina Henking in sehr gute Hände, da Pastorin Andrea Haase die Vakanzvertretung übernehme. Als Springerpastorin und stellvertretende Superintendentin sei Andrea Haase nicht nur eine erfahrene und lebenskluge Pastorin, sondern auch eine Frau, die mit großer Kompetenz und Menschenliebe ihren Dienst verrichte: „Schenken Sie ihr ihr Vertrauen“, rief Katharina Henking den Gottesdienstbesuchern zu.  Peter Rütters