Nie wieder ist jetzt

Nachricht Alfeld, 27. Januar 2024

Rund 1000 Menschen demonstrieren in Alfeld gegen Extremismus

Alfeld. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Extremismus“ haben am Samstag rund 1000 Menschen auf dem Alfelder Marktplatz für Demokratie und Vielfalt demonstriert. Dabei wurden die Redebeiträge von Nadine Meier vom Stadtjugendring, Bürgermeister Bernd Beushausen und Superintendentin Katharina Henking immer wieder mit Beifall bedacht.

„Was haben die vor? Wo soll ich hin? Ich habe doch kein anderes Zuhause.“ Es waren Fragen von verunsicherten Kindern und Jugendlichen, die Nadine Meier auf dem Markplatz vor dem Hintergrund einer sogenannten Remigration zitierte. Der Stadtjugendring stehe aber für eine vielfältige Gemeinschaft, in der alle willkommen seien. Die Gesellschaft dürfe sich jetzt nicht weiter auseinanderdividieren lassen: „Nur eine lebendige Demokratie kann Frieden und Eintracht sichern“, sagte Nadine Meier.

Am 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz erinnerte Bürgermeister Bernd Beushausen an Artikel 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Wenn aber versucht werde, Menschen erster, zweiter und dritter Klasse zu schaffen, dann sage Alfeld nein. Dass die Demokratie von rechts bedroht werde, untermauerte Beushausen mit den 200 Morden mit rechtsextremen Hintergrund nach der Wiedervereinigung. Heute seien Kräfte am Werk, die einen Keil in die Gesellschaft treiben wollten und Demokraten im Bundestag als Idioten bezeichneten.

Beushausen appellierte an die Politik in Hannover und Berlin, den Menschen nahe zu sein, ihnen zuzuhören und Lösungen anzubieten. In Richtung AfD sagte Beushausen: „Wir sind viele, und wir sind mehr.“

Für Superintendentin Katharina Henking war der Alfelder Marktplatz als Pastorin und evangelische Kirchenfrau zwar ein ungewohnter Ort. „Doch nie wieder ist jetzt. Deshalb sind wir gemeinsam hier. Ein breites Bündnis für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt“, sagte die Superintendentin. Wenn in diesem Land Menschenwürde mit Füßen getreten werde, müssten Christinnen und Christen aufstehen und Haltung zeigen. Katharina Henking berichtete von vielen Menschen, die in heller Sorge und Unruhe seien, die um ihre jüdischen Freunde bangten und an Universitäten Hass und Hetze ausgesetzt seien.

 Auch die Angst um die Zukunft ihrer Kinder gehe bei den Eltern um. So hätten bei einer Scheinwahl an einem Gymnasium 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler rechts gewählt. Deshalb sei es wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich einzumischen, dagegenzuhalten und klare Kante zu zeigen. „Wir brauchen eine Koalition der Wachen und Mutigen im Land. Auch nach der Demo!“, rief die Superintendentin den Menschen auf dem Markplatz zu.

Katharina Henking nutzte die Gelegenheit, um auf die aktuelle Missbrauchsstudie der evangelischen Kirche einzugehen: „Ich bin entsetzt über Fälle von Missbrauch und die Übergriffe im Raum unserer Kirche, und ich wende mich gegen jede Form von Verharmlosung und Verdunklung. Beschämt stehe ich hier durch das Leid und das Beben der Betroffenen“, sagte Katharina Henking.

 Mit den KollegInnen in den unterschiedlichsten Berufsgruppen werde sie sich dafür einsetzen, dass die Präventions- und Schutzkonzepte im Kirchenkreis und den örtlichen Gemeinden umgesetzt werden: „Die Zeit dafür ist endlich, endlich: Jetzt.“

Zum Abschluss der Kundgebung luden Kirchenkreiskantorin Hanna Jursch, Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch und Pastor Bernd Rüter zu einem gemeinsam gesungenen Lied auf dem Marktplatz ein. Peter Rütters