Der Kirchenkreiskantor hält Wort

Nachricht Alfeld, 03. Juni 2024

Beeindruckendes Sommerkonzert in der Stadtkirche Alfeld

Alfeld. Tobias Langwisch hatte nicht zu viel versprochen. „Das wird richtig imposant“, hatte der Kirchenkreiskantor vor dem großen Sommerkonzert versprochen. Und Tobias Langwisch hielt Wort: Mit der stimmgewaltigen und homogen klingenden Kirchenkreiskantorei, die sich durch eine besonders gelungene Intonation und Artikulation auszeichnete, einem kompletten Symphonieorchester sowie drei Solisten begeisterten rund 90 Frauen und Männer mit Mendelssohn-Bartholdys „Lobgesang op. 52“ in der vollbesetzten Alfelder Stadtkirche St. Nicolai.

Mit dem "Lobgesang" hat Langwisch eine ungewöhnliche Mischform des Meisters der romantischen Sinfonie ausgewählt. Denn das ursprünglich als reine instrumental besetzte Sinfonie geplante Werk hat Mendelssohn anlässlich des Leipziger Gutenbergfestes im Jahre 1840 für Chor und Orchester komponiert. So sind für den "Lobgesang" ein Instrumentalsatz für den Auftakt und neun Vokalsätze entstanden.

Das Orchester der HansePhilarmonie Hamburg spielte den ersten Satz kraftvoll, differenziert und majestätisch den Vorgaben "Maestoso con moto" entsprechend. Nahtlos gingen die weiteren Sätze Allegretto un poco agitato und Adagio religioso ineinander über. Besonders romantisch und weich fließend war das Allegretto im schnellen 6/8 Takt, das die Musiker locker und leicht interpretierten, teils nur mit Streichern, Fagott, Querflöte und Oboe, die im Wechsel die Melodie übernahmen.

„Wann singt die Kantorei denn endlich?“ Das mochte sich das Publikum gefragt haben, weil der Chor im ersten Drittel der Sinfonie-Kantate eisern schweigt. Das Singen wurde herbeigesehnt, von Sängern wie von Zuhörern. So geriet der Auftakt unversehens auch zum Sinnbild für das ungeduldige Warten auf das Ende der Dunkelheit. In Trübsal, Dunkelheit und Not entführte der Tenor Daniel Schliewa in dem Rezitativo. Hoffnung auf Gottes Treue leuchtete erst beim wunderschönen, zweistimmigen Duett der beiden Sopranistinnen Annika Egert und Amelie Baier auf. Doch vor der endgültigen Erlösung besingt der Tenor unterstützt von Paukenwirbel die Stricke des Todes und die Angst vor der Hölle. Erst als die Sopranistin Egert die Liedzeile "Die Nacht ist vergangen" mit ihrer klaren und kräftigen Stimme sang, lässt Mendelssohn Gott "mit den Waffen des Lichts" über die Dunkelheit siegen.

Langsam und getragen sang schließlich der Chor siebenstimmig den Choral „Nun danket alle Gott“, ein inniges Dankes- und Loblied, wobei vor allem bei den a-capella-Parts seine stimmlichen Qualitäten zur Geltung kamen. Voll des Gotteslobs auch das ergreifende Duo der ersten Sopranistin Annika Egert und des Tenors Daniel Schliewa. Die Sinfonie endet, wie sie begonnen hat mit einem triumphalen "Alles was Odem hat, lobe den Herren!" Halleluja, lobe den Herrn! von Chor und Orchester.

Was folgte, war ein minutenlang Applaus für ein rundum gelungenes Sommerkonzert.