Großes Konzert von Kantorei und Gymnasium am Volkstrauertag

Nachricht Alfeld, 20. Oktober 2025

Gabriel Faurés Requiem zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende

Die Kirchenkreiskantorei mit Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch bei den Proben zu Faurés Requiem im Alfelder Lutherhaus. Foto: Thomas Schlenz

Alfeld/Kirchenkreis – In diesem Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Die Kirchenkreiskantorei des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld nimmt dies zum Anlass für ein besonderes Konzert, das am Volkstrauertag, Sonntag, 16. November ab 17 Uhr in der St. Nicolai-Kirche Alfeld stattfinden wird.

Unter der Leitung von Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch führen die Kirchenkreiskantorei und der Chor II des Gymnasiums Alfeld das Requiem op. 48 von Gabriel Fauré auf.

Faurés Requiem gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Vertonungen der lateinischen Totenmesse. Anders als viele seiner berühmten Vorgänger – etwa Mozart, Berlioz oder Verdi – verzichtet Fauré auf dramatische Effekte, erschütternde Visionen des Jüngsten Gerichts oder überwältigende Orchestergewalt. Stattdessen entfaltet sich sein Requiem als eine stille, kontemplative Musik des Lichts, des Trostes und des Friedens.

Fauré komponierte das Werk zwischen 1887 und 1890, vermutlich im Zusammenhang mit dem Tod seiner Eltern. Tatsächlich spiegelt das Requiem weniger Furcht vor dem Tod als vielmehr Hoffnung auf Erlösung wider.

Musikalisch besticht das Werk durch seine schlichte Schönheit, zurückhaltende Harmonik und sanfte Melodik. Der Chor spielt eine zentrale Rolle, oft eng verwoben mit dem Orchester, das auf farbenreiche, aber dezente Klangwirkungen setzt. Faurés Requiem spendet Trost, öffnet den Blick in ein friedliches Jenseits und berührt durch seine leise Kraft. Es ist kein Werk des Zorns, sondern eine Musik der Versöhnung und des stillen Glaubens an das Licht am Ende des Weges.

Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch freut sich auf das bevorstehende Konzert und auf viele Zuhörende: „Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes gestalten wir am Volkstrauertag ein Konzert, das Raum für stille Erinnerung und Trost bietet. Faurés Requiem ist eine Musik der Hoffnung und des Friedens – fern von Pathos, aber voller leiser Kraft.“

Neben Faurés Requiem erwartet das Publikum weitere Werke der Komponisten Pēteris Vasks und Arvo Pärt. An dem Konzert wirken außerdem die HansePhilharmonie Hamburg sowie die Solisten Kerstin Dietl (Sopran) und Julian Redlin (Bass) mit.

Karten für das Konzert am Volkstrauertag sind im Vorverkauf bei der Kulturvereinigung Alfeld (www.kulturvereinigung-alfeld.de) ab zehn Euro sowie an der Abendkasse erhältlich.

Von Thomas Schlenz

Das Mahnmal auf dem Alfelder Friedhof: Am Volkstrauertag geht es um die Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Foto: Thomas Schlenz

Hintergrund

80 Jahre Kriegsende in Alfeld

Die Kriegshandlungen endeten in der Region Alfeld bereits einen Monat vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Am 8. April 1945 rückten US-amerikanische Soldaten in die Stadt ein und beendeten damit die nationalsozialistische Herrschaft. Im Gegensatz beispielsweise zur Stadt Hildesheim war Alfeld im Zweiten Weltkrieg von Kriegszerstörungen verschont geblieben.

Dennoch machte der NS-Terror auch vor der Kleinstadt an der Leine nicht halt: Der Alfelder Stadtheimatpfleger Matthias Quintel berichtet auf seiner Internetseite „alt-alfed.de“ in diesem Zusammenhang von einem Marsch der Insassen des Arbeitslagers in Holzen/Ith durch die Stadt zum Abtransport in Hildesheim. Eine zweite immer wiederkehrende Erinnerung sei der Abzug einer Gruppe von Hitlerjungen unter Leitung des Bannführers in Richtung Harz und die Ermordung des Bürgermeisters von Everode durch den Bannführer. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene hätten in Alfelder Firmen gearbeitet und seien in Barackenlagern untergebracht gewesen.

Erinnerung an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag mit wechselvoller Geschichte, der wie kaum ein anderer den Wandel der Erinnerungskultur im 20. Jahrhundert widerspiegelt: Eingeführt wurde er bereits in der Weimarer Republik, um an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs zu erinnern.

Die Nationalsozialisten nutzten den Tag für ihre Propaganda aus und benannten ihn 1934 in Heldengedenktag um. Dabei stand nicht mehr das Totengedenken im Mittelpunkt, sondern eine verklärende Heldenverehrung des deutschen Soldaten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Gedenktag wieder in Volkstrauertag umbenannt. Seit 1952 wird er immer zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Im Fokus des Erinnerns steht seitdem das Gedenken an alle Menschen, die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft geworden sind. Im Deutschen Bundestag findet an dem Tag alljährlich eine Gedenkzeremonie statt. An vielen Orten im Land werden außerdem Kränze an Gefallenendenkmälern niedergelegt.

Von Thomas Schlenz