Alfeld – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an das Leid des Krieges erinnern und dabei in einer Zeit neuer Konflikte ein musikalisches Statement der Versöhnung und des Friedens setzen – darum ging es in dem besonderen Konzert der Kirchenkreiskantorei Hildesheimer Land-Alfeld zusammen mit dem Chor 2 des Gymnasiums Alfeld unter der Leitung von Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch am diesjährigen Volkstrauertag.
Und genau diesen Anspruch löste das Konzert auch ein.
„Dieses Zusammenspiel der Stimmen und Generation ist ein besonderes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Erinnerung nicht veraltet. Und ein Zeichen dafür, dass Frieden nicht nur Aufgabe einer Generation ist, sondern Sehnsucht und Verantwortung aller“, sagte Superintendentin Franziska Albrecht in ihrem Grußwort mit Blick auf aktuelle Konflikte wie den Ukrainekrieg.
Gabriel Faurés Requiem erzähle nicht von Gottes Zorn, sondern von seiner Sanftmut, so Albrecht. „Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das Licht verlöscht nicht. Und Frieden ist möglich – aber nur, wenn wir ihn suchen.“ Frieden beginne nicht auf großen Konferenzen, sondern dort wo Menschen gemeinsam singen, zuhören und erinnern.
Behutsam und andächtig führte das Orchester, die „HansePhilharmonie Hamburg“, die Zuhörer:innen mit einem leisen Glockenschlag und dem „Cantus in Memoriam Benjamin Britten“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt (*1935) als eine klingende Meditation über Verlust und Ewigkeit in das Konzert hinein.
Dann ließ Kantor Tobias Langwisch den Chor der Kirchenkreiskantorei zusammen mit dem Orchester das „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden) des lettischen Komponisten Peteris Vasks (*1946) erklingen: Ruhig und filigran durch lange gehaltene Linien forderte das Werk in einem klaren Appell unnachgiebig zum Frieden auf.
Das Publikum in der sehr gut besetzten St. Nicolai-Kirche hörte gebannt zu, als die Solisten Kerstin Dietl (Sopran) und Julian Redlin (Bassbariton) das innige Duett „Wann kömmst du, mein Heil“ aus der Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, ein geistliches Liebesdrama zwischen Christus und der gläubigen Seele, anstimmten.
Gabriel Faurés (1845-1924) „Requiem“ bildete den Höhepunkt des außergewöhnlichen Konzerts. Kreiskantor Tobias Langwisch gelang es dabei, die unterschiedlichen Stimmen der beiden Chöre, zusammen mit dem Orchester zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen.
Beim Offertorium (O Domine) fiel insbesondere bei Alti und Tenören die weiche Linienführung auch bei diesem Stück auf. Neben den Gedanken an Schrecken und Finsternis schien bei dem Stück auch immer wieder das Licht (lux aeterna) und die Hoffnung durch Jesus Christus in schwieriger Zeit hindurch.
Mit dem Chor der Engel im Paradies endete das Requiem und ein sehr gefühlvolles, zum Nachdenken anregendes Konzert wieder in Stille, nur um nach einem kurzen Moment in einem langhaltenden Applaus des Publikums zu münden. Ein sichtbar glücklicher Kirchenkreiskantor bedankte sich bei den Chören, dem Orchester, Solisten und natürlich den begeisterten Zuhörer:innen.
Von Thomas Schlenz