Alfeld – „De Schicht vorbei, zor Sunn gieht’s nauf. Dr Barkmann grießt: Glickauf! Glickauf! – Mit diesem alten Bergmannsspruch aus seiner Oberharzer Heimat hat sich Pastor Michael Kratochwill nach fast 33 Jahren als Pastor der Alfelder Friedenskirchengemeinde in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Weggefährt:innen waren gekommen, um sich bei ihrem Pastor zu bedanken und ihm alles Gute für seinen neuen Lebensabschnitt zu wünschen.
In seiner Predigt ließ der 65-Jährige immer wieder seinen besonderen Humor durchblitzen, den viele an ihm schätzen: Als die jüngste seiner beiden Enkeltöchter hörbar unruhig wurde, sagte er: „Sie hat den Kanal voll“ und brachte das Publikum zum Lachen. Er liebe Sprachwitz und Selbstironie, genauso wie Geschichten die gut ausgehen. So erzählte Pastor Kratochwill die Geschichte von Jesus und dem sinkenden Petrus auf dem Meer. Bei der Sache bleiben, Vertrauen wagen, sich auf Christus gründen als das feste Fundament des Glaubens, darum gehe es.
„Alfeld, das könnte was für Sie sein“
„Gehen Sie mal nach Alfeld, das könnte was für Sie sein“, habe der damalige Landessuperintendent Walter Meyer-Roscher gesagt. Er sollte recht behalten – der aus St. Andreasberg stammende Michael Kratochwill wurde am 21. November 1992 in Alfeld ordiniert und blieb – bis heute.
Pastorin Andrea Haase, die als stellvertretende Superintendentin die Entpflichtung vornahm, fasste die außergewöhnliche Lebensleistung von Pastor Kratochwill zusammen. Über Jahrzehnte habe er den Wandel von Kirche und die Menschen vor Ort begleitet: „Du warst die Konstante, auf die man sich verlassen konnte.“
Sie erinnerte daran, dass Pastor Kratochwill seit 2000 auch einen Stellenanteil in St. Nicolai hatte, außerdem an seine Ausbildung zum geistlichen Begleiter 2009 bis 2011, an Tagzeitengebete, „Stille Zeiten im Advent“ in der Elisabethkapelle, die Begleitung der Vikare. Zudem sei Pastor Kratochwill Ansprechpartner für die Lektor:innen und Prädikant:innen gewesen. Dazu kamen die Leitung der Notfallseelsorge im Altkirchenkreis Alfeld und die Konfirmandenarbeit, die ihm immer sehr am Herzen gelegen habe.
„Viele werden dich vermissen mit deiner Offenheit, mit deiner Beständigkeit, mit deinem Humor, mit deiner Art, menschlich zu sein“, betonte Pastorin Haase. Sie wünschte Pastor Kratochwill mehr Zeit für seine Lebensgefährtin Birgit, Sohn Martin und die zwei Enkelkinder. Hermann Reinhold aus dem Kirchenkreisvorstand verlas die von Landesbischof Ralf Meister unterschriebene Entpflichtungsurkunde und dankte Pastor Kratochwill für seine Arbeit.
Dank von Wegbegleitern
Stellvertretend für die ehemaligen Vikare sprach Pastor Lars Lukas: „Bei dir habe ich gelernt, dass bei Kirche nicht nur geredet, sondern tatkräftig angepackt wird: Möbelschleppen, Aufbau der Technik, ich weiß nicht, wie oft wir mit dem Hänger auf der Müllkippe waren“, sagte Lukas und sorgte bei den Zuhörern für so manchen Lacher. Auch Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen bedankte sich für die Zusammenarbeit. Die Teamis der evangelischen Jugend hoben hervor, dass ihr Pastor viele von ihnen bereits ein Leben lang begleite. Ein Vertrauter aus Andreasberger Tagen blickte zurück auf die gemeinsame Zeit in dem Oberharzer Ort.
Bewegend wurde es, als Sohn Martin, selbst Pastor, ein Lied für seinen Vater anstimmte. Für die St. Nicolai-Gemeinde blickte Pastor Bernd Rüter anhand von Buchstaben zurück auf wichtige Schlaglichter im Berufsleben seines Kollegen. Zusammen ergab sich der Name des Lieblingsvereins von Fußballfan Michael Kratochwill: FC Bayern München und damit das Geschenk – eine Karte für ein Spiel des Bundesligaclubs.
Ein sichtlich gerührter Michael Kratochwill bedankte sich bei allen Organisator:innen und Redner:innen, bei Hanna Jursch und Tobias Langwisch für die musikalische Untermalung des Gottesdienstes und insbesondere bei seiner Familie.
Von Thomas Schlenz