Hildesheim. Zum Thema „Demokratie als Friedensordnung“ haben sich kürzlich mehr als 200 kirchlich Mitarbeitende beim Generalkonvent des Sprengels Hildesheim-Göttingen in der Hildesheimer Michaeliskirche getroffen. Landesbischof Ralf Meister hielt dabei eine politisch geprägte Predigt, in der er vor überhöhten Heilsfiguren warnte, die sich selbst inszenieren oder von anderen verklärt werden. „Das sind gefährliche Antworten von Erlösergestalten, die keine Antworten haben auf die großen Herausforderungen“, sagte Meister. „Das Reich Gottes beginnt nicht im Oval Office, auch nicht im Parlament, sondern im Herzen.“
Meister sprach in seiner Predigt von gesellschaftlicher Sehnsucht nach starker Führung. In der Folge wendeten sich in vielen Ländern Menschen Figuren zu, die sich wie Erlöser inszenierten – nicht nur in autoritären Systemen, sondern auch in westlichen Demokratien. „Erschreckend bleibt für mich, dass sogar in demokratischen Rechtsstaaten Mehrheiten autoritäre Herrscherfiguren an die Spitze wählen.“
Leitungsverantwortung müsse transparent gestaltet und im Dienst anderer ausgeübt werden. „Das Ziel ist nicht, Macht loszuwerden – es ist, sie sinnvoll zu nutzen.“ Für die Kirche formulierte er den Auftrag, Gewissen zu bilden und Verantwortung zu stärken. Sie solle kein Machtakteur sein, sondern einen „Gewissensraum“ eröffnen, in dem Orientierung entstehen könne. „Die Wahrheit des Evangeliums ist nicht durchsetzbar – sie ist bezeugbar. Sie zwingt nicht – sie lädt ein. Sie herrscht nicht – sie heilt.“