Söhlde. Wer in den vergangenen Wochen einen Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche in Söhlde besucht hat, hat es vielleicht bemerkt: Ein großflächiges Netz spannt sich unter der Kirchendecke entlang des Hauptschiffs. Bereits 2014 wurde ein kleineres Netz im Seitenschiff installiert. Aktuell ist das linke Seitenschiff zudem vorsorglich gesperrt.
Diese Schutzmaßnahmen dienen der Sicherheit – und sie zeigen: Die Gemeinde handelt umsichtig und entschlossen. Pastor Robert Brühl erläutert: „An der Decke treten Risse auf, vereinzelt fällt Putz herab. Das Netz schützt unsere Besucher und schafft zugleich die Möglichkeit, den Kirchenraum weiterhin zu nutzen.“
Die Ursachen für die Bewegung im Mauerwerk liegen im besonderen Untergrund des Gebäudes: „Der Boden verhält sich wie ein Schwamm – er reagiert auf Feuchtigkeitsschwankungen, zieht sich zusammen oder dehnt sich aus“, erklärt Brühl. Diese Prozesse seien auch durch die Klimaveränderungen der letzten Jahre verstärkt worden.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Kirche ein lebendiger Ort des Glaubens und der Gemeinschaft. Die kirchliche Denkmalpflege begleitet die Gemeinde eng: Das Amt für Bau- und Kunstpflege (ABK) arbeitet an einem umfangreichen Maßnahmenkatalog.
„Wir stehen in engem Austausch mit den Fachleuten und warten aktuell auf die Ergebnisse der strukturellen Prüfungen“, so Brühl. „Solange halten wir mit den vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen den Kirchenbetrieb aufrecht.“ Wichtig ist ihm dabei: „Unsere Besucherinnen und Besucher können unbesorgt bleiben – wir beobachten die Situation genau.“
Die Martin-Luther-Kirche hat eine bewegte Baugeschichte. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1428 zurück. In mehreren Etappen wurde sie umgebaut, erweitert und restauriert – zuletzt in den 1990er Jahren.
Thomas Schlenz