Coppenbrügge. Es war eine feierliche Stimmung und die St. Nicolai-Kirche Coppenbrügge war bis auf die letzte Bank besetzt, als Pastor Peter Frost am vergangenen Sonntag von seinem Dienst entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet wurde. Viele Weggefährten, darunter Pastorinnen und Pastoren aus dem Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld, ließen es sich nicht nehmen, Frost gebührend für sein berufliches Lebenswerk zu danken und ihm für den nun anstehenden Ruhestand alles Gute zu wünschen. Dazu kamen Gemeindemitglieder und weitere Besucher aus nah und fern.
Berührende und persönliche Predigt
Frosts Predigt war zugleich berührend und persönlich: In dem Spruch „Alles hat seine Zeit“ (Prediger 3) finde er die Vielfalt seines Dienstes wieder, der mehr sei als die Aneinanderreihung von Daten, erklärte er. „Es ging, es geht und es wird für mich darum gehen, dass ich darauf hinweise, wie Gott die Zeiten auf der Erde im Blick hat“, so Frost. Und bei Gott höre die Zeit nicht damit auf, wenn ein Ereignis mehr oder weniger erfolgreich zu seinem Ende geführt wurde.
Veränderungen im Gemeindeleben
Frost machte deutlich, dass sich Kirche aus seiner Sicht verändern werde: „Es ist wie bei einem alten Baum, der umstürzt. Er hat seine Samen zu Lebzeiten verteilt, die nun wieder ans Licht gelangen. Es werden neue Pflänzchen entstehen, die das Erbgut des Evangeliums in sich tragen.“ Positive Impulse für das Gemeindeleben könnten künftig auch kleine Gesprächskreise, Musikgruppen und Arbeitsgemeinschaften setzen. In diesem Zusammenhang sprach Frost über den Arbeitskreis Stolpersteine im Flecken Coppenbrügge, für den er sich seit Jahren leidenschaftlich engagiert. „Dieser Kreis ist nicht „Kirche“, sondern eine Gruppe innerhalb des Museumsvereins Coppenbrügge. Aber wir weisen mit unserer Initiative auf die christliche Verantwortung hin, die wir haben, damit so etwas nicht nochmal passiert. Menschen dürfen nicht aus der Gesellschaft vertrieben werden, nur weil sie einer anderen religiösen Gruppe oder Meinung angehören beziehungsweise behindert sind“, betonte Frost.
Nicht „ständig mit Heiligenschein“ unterwegs
„Ich bin sicherlich kein Pastor, der ständig mit Heiligenschein durch die Weltgeschichte läuft. Wenn es nichts zu lachen gibt, suche ich danach“, so Frost. Ein Fall sei ihm besonders schön in Erinnerung, als seine Frau und er eine Pfarrstelle in der Lüneburger Heide antreten sollten. Der Vorsitzende des Kirchenvorstands sei der Förster in der Gegend gewesen. Er habe nun bei den Gärtnern erzählt: „Passt bloß auf! In diesem Jahr kommt der Frost besonders intensiv bereits im Hochsommer!“. Für Frost ist damit klar: „Es ist ein Geschenk Gottes, wenn wir lachen und das Leben genießen können.“
Liebeserklärung an Coppenbrügge und an seine Frau
Er freue sich, dass er mit seiner Familie in Coppenbrügge eine feste Bleibe gefunden habe und viele nette Menschen kenne. „Da macht das Leben wirklich Spaß! Mit dieser Grundstimmung gehe ich auch in den Ruhestand.“ Als Frost später seiner Frau Martina für ihre jahrzehntelange Unterstützung dankte, wurde es richtig emotional, denn dabei flossen, sicher nicht nur bei ihm, Tränen.
Ein Pastor, der zuhört und „dem Volk aufs Maul schauen will“
Pastorin Andrea Haase, die gemeinsam mit Pastor Robert Brühl die Entpflichtung vornahm, beschrieb Frost als einen Menschen, der zuhöre, das Gespräch suche, der als bodenständiger Mensch ganz im Sinne Martin Luthers „dem Volk aufs Maul schauen“ wolle. Peter Frost habe nie nur an sich gedacht, sondern immer das große Ganze im Blick gehabt. Er habe die Gabe, Menschen ernst zu nehmen, zu hören, was sie bewege. Seine Zeit als Pastor sei geprägt gewesen von der Seelsorge, von Herzlichkeit und von großer Kollegialität.
Einen besonderen Dank richtet Peter Frost an die Kirchenvorsteherin Susanne Korth aus Coppenbrügge für die vorgetragenen Texte und an den Pastor im Ruhestand, Stephan Wallis, der bis zum Frühjahr in Bad Salzdetfurth tätig war. Stimmungsvolle Musik im Gottesdienst spielte der Gitarrenkreis Coppenbrügge. Im EVFA (Gemeindehaus Coppenbrügge) hatten die Kirchenvorsteherinnen alles für das anschließende gemütliche Beisammensein mit vielen Gesprächsmöglichkeiten vorbereitet.
Von Thomas Schlenz