Ein Moment voller Symbolkraft

Nachricht Alfeld, 21. April 2025

Superintendentin Katharina Henking in den Ruhestand verabschiedet

ALFELD. Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder hat am Ostersonntag in der vollbesetzten St.-Nicolai-Kirche in Alfeld Superintendentin Katharina Henking in den Ruhestand verabschiedet. In einem bewegenden Festgottesdienst würdigte sie die 65-Jährige als „eine profiliert und wirkmächtig leitende Figur“ der Landeskirche, deren Amtszeit eine Zäsur markiere – für sie selbst, den Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld und weit darüber hinaus.

Vor ihrer Entpflichtung durch die Regionalbischöfin hatte Henking im Gottesdienst ihre letzte Predigt als Superintendentin gehalten – ein Moment voller Symbolkraft.

 Regionalbischöfin Ruck-Schröder betonte in ihrer Ansprache: „Du hast eine Vision gehabt: Ein Wir-Gefühl wolltest du aufbauen – und hast es auch.“  Katharina Henking habe Menschen zusammengebracht, mit Leidenschaft Kirche gestaltet und ihrer theologischen Berufung stets eine besondere Musikalität verliehen. Sie habe Konflikte nicht gescheut, sondern sie gestaltet – mit Haltung, mit Mut.

Auch jenseits des Kanzellichts habe Katharina Henking „Kerrnerarbeit“ geleistet: im Aufbau der Kita-Trägerschaft, in der Stärkung multiprofessioneller Teams, in der Gestaltung neuer Arbeitskulturen. Dem Schutz und der Unterstützung von Haupt- und Ehrenamtlichen maß sie dabei stets besonderes Gewicht bei.

 „Ich musste mich reinkämpfen“, habe Henking über ihren beruflichen Weg gesagt. Für die folgenden Pastorinnen, so Ruck-Schröder, sei das ein Weg gewesen, „den ihr vorausgegangen und geebnet habt“. Persönlich wie institutionell sei ihr Wirken prägend gewesen – auch in ihrer Rolle als langjährige Stellvertreterin des Regionalbischofs und der Regionalbischöfin.

„Wir verabschieden eine Superintendentin con grandezza – großartig, prächtig“, sagte Ruck-Schröder am Ende ihrer Rede und sprach damit nicht nur für die Landeskirche, sondern auch für viele Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter.

 Ihr Herzensprojekt waren die „Taufengel“ – ein seelsorgerliches Format, das sie mit Wanderungen und einer Broschüre bundesweit bekannt machte.

Musikalisch gestaltet wurde der festliche Rahmen von Kirchenkreiskantor Tobias Langwisch, der Kirchenkreiskantorei sowie der Popkantorin Hanna Jursch. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang im Gemeindehaus statt, bei dem Weggefährtinnen und Weggefährten Gelegenheit hatten, sich persönlich zu verabschieden.

Weiße Bademäntel statt schwarzer Talare

 Das Beste kam zum Schluss. Als alle Grußworte im Lutherhaus gesprochen waren, tauschten die Pastoren und Pastorinnen aus dem Kirchenkreis die schwarzen Talare in bester Udo-Jürgens-Manier gegen weiße Bademäntel und stimmten mit Unterstützung von Pop-Kantorin Hanna Jursch einen Gassenhauer nach dem anderen an. Natürlich durften „Mit 66 Jahren“ sowie „Aber bitte mit Sahne“ nicht fehlen. Passend dazu kredenzte Pastorin Andrea Haase der scheidenden Superintendentin Katharina Henking ein Stück Torte mit einer ordentlichen Portion Schlagsahne.

Aber bitte mit Sahne

Es ging überwiegend ungezwungen im vollbesetzten Luthersaal zu, da die Redezeit der Grußworte auf drei Minuten begrenzt war. Den Anfang machte Alfelds Bürgermeister Bernd Beushausen. Der attestierte der Superintendentin Vertrauen, Verlässlichkeit und Standfestigkeit. Auch in schwierigen Zeiten wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg habe Katharina Henking den Menschen immer wieder die Angst genommen und Hoffnung auf ein besseres Morgen vermittelt. „Es war eine gute Zeit. Deswegen sage ich nicht Tschüss sondern auf Wiedersehen“, sagte Beushausen auch im Namen von Bad Salzdetfurths Bürgermeister Björn Gryschka.

Als langjähriger Wegbegleiter und guter Freund erinnerte der ehemalige stellvertretende Leiter des Kirchenamts, Helmut Jost, an die Zeit mit Katharina Henking. Zwar prallten oftmals zwei Welten aus Geistlichkeit und Verwaltung aufeinander. Gleichwohl sei die Zusammenarbeit mit Katharina Henking angenehm gewesen: „Du willst mit fröhlichem Optimismus gestalten und bist gleichzeitig offen für Kritik“, sagte Jost. Ihre Bereitschaft, bei Vertretungsgottesdiensten in die Bresche zu springen habe ihm besonders gut gefallen: „Du bist immer auf die Menschen zugegangen.“ Neben Helmut Jost und Markus Melzer bedankte sich auch der jetzige Leiter des Kirchenamts, Jens Stöber, bei Katharina Henking. Mit ihr verlasse ein prägendes Gesicht den Kirchenkreis.

Für die Alfelder Kirchengemeinde St. Nicolai ergriff Pastor Bernd Rüter das Wort. Katharina Henking habe der Gemeinde stets den Rücken gestärkt: „Wir waren immer deine Gemeinde, St. Nicolai war immer deine Kirche.“

Zum Schluss bedankte sich Katharina Henking für diesen „wunderbaren Empfang“, dankte dem Vorbereitungsteam und der „Mönchehof-Familie“. Als bekennender Udo-Jürgens-Fan werde sie wohl noch lange von den weißen Bademänteln träumen. Gunnar Müller / Peter Rütters